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Rockabilly Bombardment 2019


In der Zeit zwischen High Rockabilly im September und Let’s Get Wild an Silvester wollten wir zumindest noch ein weiteres Festival besuchen, man will ja schließlich nicht unter Entzugserscheinungen leiden. Was bot sich so spät im Jahr noch an? Zum Beispiel das Rockabilly Bombardment in Hohenems, Vorarlberg, Österreich. Flyer zum Festival hatte ich schon oft gesehen, war aber noch nie dort gewesen. Der Fußball Groundhopper würde sagen: „den Länderpunkt für Österreich nehme ich noch mit“. Und so standen wir am 08. November an der Bar im Tennis Event Center und stießen hocherfreut mit einem Guinness von Fass an und zwar 0,5 Liter, wie bei unseren südlichen Nachbarn üblich! Aber das nur nebenbei.

Das diesjährige Rockabilly Bombardment war bereits die 16. Auflage und das merkt man auch an den Abläufen. Gut eingespielte Teams am Einlass, Garderobe und Bar, alle auch zu später Stunde noch mit guter Laune unterwegs. Es gab in den 2 Tagen 9 Bands zu sehen und die Organisatoren schafften es tatsächlich, 8 Bands auf die Bühne zu bekommen, die ich in diesem Jahr bzw. überhaupt noch gar nicht gesehen hatte. Und das, obwohl es unser 9. Festival war. Alle Achtung! Der Veranstalter, der Bombardeers Old School Club erzählte mir zu seinen Auswahlkriterien für die Bands, dass man sich da ganz vom Geschmack der Mitglieder leiten lässt. Hatte man über Jahre einige Altstars gebucht, probiert man mittlerweile auch gern neue Bands aus und versucht, ein wenig dem Schubladen Denken aus dem Weg zu gehen und mal was Neues zu probieren. Den Anfang, nach der Anmoderation durch Mc Gabrielle, die abwechslungsreich und witzig durchs Programm führte, machten die Cable Bugs aus Deutschland. Den schwierigen Job als Opener meisterten sie problemlos und verdienten sich ihr angekündigtes Bier an der Bar redlich. Ihnen folgten Pete & The Shine Brights aus Italien in klassischer Rockabilly Besetzung ohne Drums, die die Stimmung locker hochhielten. Little Rachel mit ihrer tollen Rhythm’n’Blues Stimme brachte den Saal zum Toben; wir sollten sie am nächsten Tag nochmal in einer anderen Band sehen. Den Abschluss des ersten Abends machte der blutjunge McKinley James.

Der Sohn des Drummers Jason Smay, der schon für JD McPherson und die Los Straightjackets getrommelt hat, war definitiv zum Spielen gekommen. In Ramones Manier verzichtete er auf lange Ansagen oder machte gar keine, um so viele Songs wie möglich raushauen zu können, sehr lobenswert. Es machte wirklich Spaß, dieser doch auch irgendwie schrägen Besetzung aus Drums, Gitarre und Orgel zuzuhören. Den Namen des jungen Mannes sollte man sich merken. An den Reglern in den Pausen wechselten sich DJ Elwood und DJ Mauro GetRhythm ab. Die Tanzfläche vor der Bühne war selten verwaist, mehr braucht man nicht zu sagen. Nach den Live Acts gab es einen gratis Shuttle-Dienst zum Nachtcafé im Ortszentrum, wo man bei der Afterparty mit den Festival DJs bis in drn frühen Morgen weiter feiern konnte.

Neben dem kleinen aber gut bestückten Händlerbereich, hatte der Veranstalter am Nachmittag des 2. Festivaltages auch einen Rockabilly Jive Tanzkurs mit Bine und Fred aus Wien auf dem Programm. Mir nichts, dir nichts, hatte uns meine Frau angemeldet und so gab’s für mich keine Ausreden mehr. Und obwohl eher ein Tanzmuffel, muss ich zugeben, dass es Spaß gemacht, jetzt muss nur noch daheim geübt werden. Gleich im Anschluss an den Tanzkurs spielte Tammi Savoy & the Chris Casello Combo einen Nachmittags-Gig, bevor es für sie weiter nach Stuttgart ging, wo sie am Abend noch einen Auftritt hatten. Ich hatte die Sorge, dass am frühen Nachmittag vielleicht zu wenige Leute da wären um dieser tollen Band zu huldigen. Allerdings unbegründet, es war einiges los vor der Bühne und die charmante Tammi mit ihrer tollen Stimme und eine Band aus Vollprofis ließen nichts anbrennen und wurden entsprechen gefeiert. DJ Mauro GetRhythm und die DJs Rockin Bandits übernahmen am Samstag im Wechsel die Regler und überbrückten erstmal die Zeit bis zum Beginn der Live Musik am Abend. Hier starteten RvB, ausgeschrieben Ruki’v Bryuki, was – soweit ich weiß – Kapelle der Freundschaft bedeutet. Die 5 Ukrainer mit ihrer Mischung aus Rhythm’n’Blues und Rock’n’Roll sind immer ein Garant für gute Stimmung, so konnte es weitergehen. Nun kamen die österreichischen Lokalmatadore von Tri-Gantics, die quasi ihr 2019 erschienenes Debutalbum vorstellten.

Und bevor ich es vergesse, performte in der Pause danach, wie schon am Abend zuvor, die italienische Burlesque Künstlerin Holly’s Good und kam, dem Jubel nach zu urteilen, auch bei den weiblichen Zuschauern gut an. Little Rachel zusammen mit 3 weiteren Sängerinnen kam nun zu ihrem 2. Auftritt. In Glitzer-Kleidern boten die She Demons eine viel umjubelte 60’s Girl Group Show. Tolle Sängerinnen und eine klasse Backing Band ließen Hit auf Hit folgen und selbst wilde Rockabillys sah man die Hand ans Herz legen und mit geschlossenen Augen schmachten. Komplett anders dann der letzte Act des Abends: Prinz Grizzley & His Beargaroos entführt die Zuschauerschaft ins Land der einsamen Wälder. Mit Honkytonk / Blues / Country ließ der Österreicher das Live Programm ausklingen. Aftershow Party wie gehabt im Nachtcafé. Wir erlebten ein sehr entspanntes Festival, das von den Bombardeers in Eigenregie und durch ca. 50 ehrenamtliche Helfer aus Freundes- und Familienkreis geplant, durchgeführt und finanziert wird. Laut Veranstalter waren übers Wochende ca. 1200 Besucher da und solange die Leute kommen und Spaß haben, wollen die Bombardeers auch weitere Bombardments folgen lassen. Dann also bis zum Nächten Jahr.

Euer

Frank Herboth

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