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Elvis und die Religion


Ein geborener Mystiker – Elvis und die Religion

Text/Interview: Martin Abraham

Dass Elvis ein besessener Leser religiöser Bücher war, wissen viele. Worum es dabei genauer geht, wissen nicht so viele. Was schade ist, denn das Ganze ist ein schönes und spannendes Thema. Elvis' Freund Larry Geller war so freundlich, im Laufe eines ausgedehnten E-Mail-Wechsels im Frühjahr 2015 ausführlich darüber zu diskutieren und Fragen zu beantworten.

1986 brachten die Cramps ihre LP „A Date with Elvis“ heraus. Auf dem goldglänzenden Cover sitzt eine teuflisch verführerische Poison Ivy und um sie herum liegen wichtige Elvis-Utensilien – Pillen, Sandwiches, die Heilige Bibel, das numerologische Werk „Das Buch der Zahlen“ oder die „Autobiographie eines Yogi“. Für Sänger Lux Interior war dies die künstlerische Zusammenfassung eines echten Treffens mit Elvis: „Er würde dir Pillen und so was geben, er würde aus seinen religiösen Büchern lesen. Ein echtes Treffen mit Elvis war eine irre Sache, es war keine Cabriofahrt oder irgend so etwas.“ Elvis lebte Gegensätze, wollte gerne alles. Sofortige Bedürfnisbefriedigung und langfristige religiöse Erkenntnis betrachtete er nicht als unvereinbar. Er wollte gutes Aussehen und deftiges Südstaatenessen, Frauen und eine Seelengefährtin, Pillen für jede Gelegenheit und Klarheit in der Meditation, Weltstar bleiben und den intimen Weg der Selbsterkenntnis gehen. Von diesen Gegensätzen handelt auch das Buch „Elvis' own Story. 'If I can dream'“ (1989) seines Freundes Larry Geller, dem er die Hinwendung zu einer Beschäftigung mit religiösen Schriften verdankte, die eine radikale Weiterentwicklung seines im Christentum verwurzelten Glaubens bedeutete. Dieses Buch sollte den privaten, echten Elvis zeigen, der in einem Dilemma steckte, das er selbst so formulierte: „Die Welt kennt Elvis, aber sie kennt nicht mich.“



Elvis und die Religion

Eine Freundschaft

Nichts brachte Elvis' nähere Umgebung Mitte der 60er so sehr aus der Fassung wie diese Freundschaft zum damaligen Prominenten-Friseur Larry Geller, der am 30.April 1964 in Kalifornien zum ersten Mal die Haare des Weltstars schnitt, der gerade wieder einmal an einem Film arbeitete. Als Elvis dessen Vorliebe für das Thema Religion entdeckte, waren sie schnell verloren in einem mehrstündigen Gespräch über Gott, Wahrheit, Erkenntnis und den Sinn des Lebens. Von Anfang an gab es deshalb in der Umgebung des Kings viel Ärger und Ratlosigkeit. Das Wort „Guru“ war da noch eines der harmlosen Worte, die Larry Geller ertragen musste. Aber ab da versorgte er Elvis mit Büchern. Als Elvis starb, hatte er bekanntlich gerade ein Buch über das „Turiner Grabtuch“ in den Händen. Auch das hatte ihm Larry Geller, auf Elvis' Wunsch hin, in Los Angeles besorgt und kurz vorher in Graceland abgegeben.


Bei der Auswahl der Bücher verließ sich Larry auf seine „eigene Lektüre sowie auf persönliche Erlebnisse, was die Lehren in jedem der Bücher angeht.“ Und religiöse Bücher besorgte allein er. „Das war der wesentliche Bestandteil der Geschichte und Beziehung, die ich zu Elvis hatte. Die Bücher, unsere täglichen Gespräche und das gegenseitige Interesse und die Suche nach der Wahrheit waren (...) die Grundlage unserer Beziehung. Überall, ob in Graceland, in den Studios, beim Filmemachen oder wo auch immer wir waren, kümmerte ich mich um seine Haare und wir kamen ins Gespräch, was manchmal stundenlang dauerte.“ Die Bücher stammten vorwiegend von der Westküste: „In den Sechzigern kaufte ich die meisten seiner Bücher in Hollywood. Buchläden in Memphis führten sicher keine esoterische / metaphysische Literatur. Der wichtigste Buchladen war am Hollywood Boulevard, genannt Pickwick Books. Einige andere Buchläden, die sich in dieser Art von Literatur spezialisiert hatte, waren auch eine Quelle. Als der Bodhi Tree Buchladen im Juli 1970 öffnete, wurde das meine Hauptquelle. Die hatten auch eine komplette Auswahl an gebrauchten Büchern.“


Die Bücher und die großen Themen, um die es ging, führten dazu, dass Elvis, sozusagen, nicht mehr so viel Spaß am Spaßhaben hatte. Das konnten die anderen nicht verstehen.

„Nach dem, was die Gruppe als 'die Veränderung' ansah – was bedeutet, dass Elvis das Leben immer ernster betrachtete, Bücher las statt Football- und Karatezeitschriften, anfing, über seine Frustration darüber zu reden, Teeniefilme zu machen, und selbst sein Vokabular größer wurde –fühlten sie alle, einschließlich Priscilla, dass sie dabei waren, den Kontakt zu ihm zu verlieren. Waren Sie auch. Ich bin sicher, es machte ihnen Angst, da sie begannen, sich unsicher zu fühlen, weil Elvis über sie hinauswuchs.“

Und hier begannen dann die Vorwürfe der Manipulation. Dass Elvis diese Bücher von sich aus lesen wollte, war für einige einfach unvorstellbar: „Von ihrem Standpunkt aus konnten sie es einfach nicht kapieren. Einige der Jungs sagten, ich würde Elvis' Hirn verrühren. Offen gesagt, wäre ich einer von ihnen gewesen, hätte ich dasselbe gedacht und genauso gefühlt. Elvis betrat eine neue Phase seines Lebens.“



Auch Priscilla fühlte, dass ihr und den anderen Elvis von Larry entfremdet wurde. In „Elvis und Ich“ (1985) erzählt sie, dass es so schien, als wollte Elvis entweder allein sein, „um in esoterischen Büchern zu lesen“, oder dass er „mit Larry über Gott und das Universum diskutierte.“ Obwohl es ihr so vorkam, als wenn „Elvis für Larry ein Auge opfern würde“, war im April 1967 Schluss mit dem persönlichen Kontakt. Dafür sorgten vor allem Manager Parker und Priscilla selbst. Larry kapitulierte angesichts der Feindseligkeiten und war auch bei der Hochzeit im Mai 1967 nicht mehr dabei. Doch Elvis hörte nie auf, die Bücher zu lesen, die ihm besorgt worden waren. 1972 gab es dann ein Wiedersehen. Der Kontakt wurde wieder enger und dauerte bis zu Elvis' Tod am 16.August 1977.


Kritik an dem, was Larry Geller berichtet hat, kommt von verschiedenen Seiten. So kann man von orthodoxer Christenseite auch mal das Wort Satanismus hören. Aber für diese Leute ist ja jede kleinste Abweichung von der Lehre teuflisch. Andere wieder behaupten, Elvis hätte gar nicht gelesen; die Bücher wären eine Erfindung. Dann wieder ist übertrieben von Tausenden von Büchern die Rede. Diese Zahl wird von Larry auf „höchstens ein paar Hundert“ beziffert. Ansonsten verweist er auf all die anderen, die sich über dieses Thema öffentlich geäußert haben.


„Jeder, der etwas wirkliche Glaubwürdigkeit hat, wird dir von Elvis' Bibliothek (z.B.: das Buch 'Elvis by the Presleys') erzählen. Priscilla widmet in ihrem Buch ein ganzes Kapitel mit mehreren Bildern einigen seiner Lieblingsbücher. So viele von Elvis' Co-Stars, und andere, haben etwas über die Bücher, die er ihnen gegeben hat, und von ihren spirituellen Gesprächen und Verbindungen preisgegeben. Dutzende von Büchern und Artikeln sind über dieses Thema geschrieben worden.“

Angesprochen auf Angriffe von dem einen oder anderen aus Elvis' alter Memphis-Mafia-Umgebung, mag er nicht einmal die Namen wiederholen: „Die Angreifer verdienen keine Erwähnung, ihre Gehaltlosigkeit, Fehldarstellung und persönliche Agenda treffen nicht ins Schwarze. Die, die du erwähnt hast, sind diejenigen, von denen Elvis sich entfremdet gefühlt hatte und von denen er sich distanzierte.“


Die Bücher


„Das unpersönliche Leben“ („The impersonal Life, 1915) von Joseph Benner war das erste Buch, das Elvis von Larry bekam. Benner war ein christlicher Prediger, dessen Bücher vom persönlichen Kontakt mit Gott handeln. „Das unpersönliche Leben“ tritt als eine Art Offenbarung auf, denn das „Ich“, das im Buch zu dem Leser spricht, gibt sich schließlich als Gott selbst zu erkennen. Es geht um die innere Stimme, die jeder in sich hat, aber vielleicht nicht laut genug hört, weil er zu sehr in weltlichen Interessen und materiellem Ehrgeiz verstrickt ist. Man muss nur still, sein eigenes Ich herunterschrauben und danach lauschen. Gleich im ersten Buch steht also eine Art Meditation im Mittelpunkt, wie Larry feststellt.

„Ja, 'Sei still und wisse, dass ich Gott bin' ist eine Meditation. Elvis begann einige Monate, nachdem wir uns 1964 getroffen hatten, zu meditieren. Es gibt keine spezifische Technik, obwohl er mehrere Methoden ausprobierte, die in verschiedenen Büchern, die er las, erläutert wurden.“

Das Buch hatte große Wirkung auf Elvis. In der Zukunft sollte er ständig Exemplare bei sich haben und an andere Menschen verschenken.

„'Das unpersönliche Leben' was ein ziemlicher Schock und ein Erweckungserlebnis von Elvis. Traf genau ins Schwarze, indem es an die Wurzeln der Lehren ging, mit denen er erzogen wurde. Seine ersten Reaktionen waren Überraschung, denn er fühlte, dass er endlich viele Bibelpassagen und – vorstellungen verstand, die für ihn schließlich echten Sinn machten. Das eine Hauptkonzept, das er mitnahm, war, dass er nicht einfach mehr 'glauben' musste, sondern dass es da etwas Tieferes und Tiefgründigeres gab, dass er die Wahrheit selbst 'erfahren' könnte. Jetzt verstand er, dass er jetzt selbst 'wissen' könnte. Dass spirituelle Entwicklung und spirituelles Wachstum zugänglich waren.“


Ebenfalls zu den ersten Büchern gehörte die „Autobiographie eines Yogi“ (1946) des Inders Paramahansa Yogananda, der in den 20ern Yoga in den Westen brachte und zu diesem Zweck die „Self Realization Fellowship“ (SRF) gründete. Es ist sowohl eine Lebensbeschreibung als auch ein Buch über die geistigen Grundlagen Indiens. Beschrieben werden ausführlich die Wundertaten der indischen Yogis und Heiligen. Nicht zuletzt ist es ein Werk über die geistige und gesellschaftliche Bedeutung von Yoga, vor allem des spirituellen „Kriya Yoga“, bei dem nicht Körperverrenkungen, sondern das Atmen im Mittelpunkt steht. Elvis hatte auch persönlichen Kontakt zur SRF, zu Paramahansas Nachfolgerin Daya Mata. Nur für die für Kriya Yoga nötige physische und geistige Disziplin hatte er nicht die Ausdauer und Geduld, bat sogar um eine undenkbare Abkürzung. Also blieb es bei der Meditation. Interessanterweise gehörte Priscilla, die ja in ihren jungen Jahren mit Elvis' spirituellen Interessen so wenig anfangen konnte, später selbst der SRF an.


Einen Überblick über alle denkbaren esoterischen Forschungsrichtungen, von Nahrungs- bis zu Planetentheorien, gibt die Autorin Vera Stanley Alder in Büchern wie „The Initiation of The World“ (1939) oder „The Finding of the third Eye“ (1938). Sie war Teil der Einstiegsliteratur, die den Weg ebnete, erklärt Larry Geller: „Im ersten Jahr meiner Ankunft legten ihre Bücher die Grundlage für zukünftige Erkundungen. Verbunden mit Yogananda und ein paar anderen, die lehrten, dass man Vereinigung mit der Wahrheit hinter den Dingen erreichen, die Grenzen des gewöhnlichen geistigen Bewusstseins in einem größeren spirituelles Bewusstsein hinter sich lassen könnte.“

Zwei andere wichtige Autoren, von denen Elvis viele Bücher las, sind Manly Palmer Hall, bei dem es insbesondere um eine auserwählte Rolle der USA geht, und Helena Petrovna „Madame“ Blavatsky, die er auch wegen einer von ihm entdeckten Ähnlichkeit zu seiner Mutter besonders mochte. Ein Buch, das Elvis oft verschenkt hat, ist „Der Prophet“ (1923) des Libanesen Khalil Gibran. Es stellt insofern eine Besonderheit dar, als es eines der wenigen Nicht-Sachbücher ist, die Elvis in dem Bereich gelesen hat.


All diese Bücher werden schnell unter dem Sammelbegriff „New Age“ zusammengefasst, wobei es um alles von jahrtausendealten spirituellen Traditionen bis zu abergläubischem Spinnertum geht. Larry Geller, der ein Zeitschriftenprojekt damals zeitgemäß „New Age Voice“ nannte, distanziert sich deutlich von der okkulten Richtung.

„'New Age' gehört zu den beladensten, missverstandenen Worten und Ideen, die viel Kopfkratzen, Durcheinander und umfangreiche Vermutungen verursacht haben. Bilder von Kristallkugeln, Tarotkarten, außersinnliche Wahrnehmung und all das okkulte Zeug im New-Age-Regal ist die übliche, ungebildete und unaufgeklärte Sichtweise. Das Spektrum von 'New Age'-Bedeutung ist fast grenzenlos und umfasst ein weit gefächertes Spektrum von alternativem und holistischem Heilen, transpersonale Psychologie, heidnische Spiritualität, Mythen und Archetypen, Buddhas und tanzende Shivas, Kabbalah, vom Heiligen und Tiefgehenden bis zum Lächerlichen. Mein Verständnis ist ganz einfach, dass es genau das Gegenteil ist. Da ist nichts Neues dran, außer dem Ausdruck der ewigwährenden Philosophie – die besagt, dass Ein Geist das Wesen aller Realität ist. Grundsätzlich hat die moderne New-Age-Bewegung, die wir heute kennen, zahlreiche Wurzeln, die bis in die Antike zurückreichen.“


Durch seine Erziehung war Elvis prädestiniert für spirituelle Themen. So kannte er das Heilen mit Händen auch von seiner Mutter. Andererseits war da das Bedürfnis, die Angst loszuwerden, die die Kirche machte, vor allem auch in Bezug auf seine Tätigkeit als Rock'n'Roll-Sänger. Er lehnte es ab, ein schlechtes Gewissen zu haben.

„Die Bibel war nicht Elvis' Lieblingsbuch. Gelegentlich pflegte er es zu lesen, während er anderes metaphysisches Material zur Auslegung benutzte, um seine christliche Erziehung zu verstehen. Schon als Teenager fing Elvis an, die Lehren der Kirche abzuschalten. (…) Er sagte immer: 'Wenn die Kirche das lehren würde, was ich aus den Büchern lerne, hätte ich sie nicht verlassen.' Die Bibel war immer grundlegend in seinem Denken, aber seine Antworten kamen aus esoterischen Quellen. (…) Jedes Mal, wenn er sich auf die Bibel bezog, war es immer die King-James-Version.“


Cheiros „Das Buch der Zahlen“ („Book of Numbers), mit dem Untertitel „Das klassische Werk der mantischen Astrologie“, handelt von der der Bedeutung der Zahlen. Auch mit der Astrologie beschäftigten sich die beiden. Von Larry bekam Elvis ein ausführliches Horoskop geschenkt. Gerade dies sind Dinge, die, vor allem dilettantisch ausgeführt, zu vielen Irrtümern führen können. Auch sollte man sich nicht zu sehr hineinstürzen oder gar sein Leben völlig davon bestimmen lassen. Wo war also die Grenze für Elvis?

„Obwohl er ein geborener Rebell war, impulsiv und sogar unbesonnen, besaß er unter all dem eine geerdete, pragmatische Eigenschaft, auf die er vertraute, um seinen Schwerpunkt zu bewahren, seine Karriere intakt zu halten und nicht seine Verbindung zu seiner weltweiten Fanbasis zu verlieren. (…) Daher waren Vorsicht und gesunder Menschenverstand das Banner und Motto in all seinen Erkundungen. Er pflegte zu sagen: 'Behalt den Kopf im Himmel, aber die Füße auf dem Boden.' Seine natürliche Neigung war es, in einer langsamen Bewegung zu gehen und nicht das Boot zum Kentern zu bringen.“


Die Musik


Schaut man in die Bücherliste im Anhang von Larry Gellers „If I can dream“, stellt man fest, dass sie sich nicht auf eine bestimmte Richtung konzentriert. Elvis interessierte sich für alles, auch wenn es widersprüchlich war.

„Elvis liebte die Bücher und verschiedenen Lehren, die alle zum Mond zeigten. Er wollte sich nicht festhängen an dem Finger, der zeigte.“

So las Elvis beispielsweise auch Krishnamurti, der sich von der Tradition abwandte, um frisch von vorne zu beginnen. Man müsse erst einmal alles vergessen, hinter sich lassen, auch die ganzen Weisheiten der letzten tausenden Jahre. Elvis verschrieb sich also nie einer bestimmten Lehre. Das hätte nicht zu ihm gepasst.


„Die größten Weisheitslehren der Welt verfechten viele unterschiedliche Methoden und Philosophien, um Erleuchtung zu erlangen. Was bemerkenswert ist, ist, dass er auf seiner Reise imstande war, sein Denken zu verzweigen. Auf der einen Seite ging es bei einem Großteil der Bücher, Lehrer und Techniken, von denen er las, darum, das Bewusstsein mechanisch zu trainieren, im Gegensatz zu dem Weg Krishnamurtis, der behauptete, dass Wahrheit ein wegloser Weg ist, der nicht durch eine Religion, eine Sekte erreicht werden kann. Indem wir einem Guru folgen, indem wir uns auf Lehren und Regeln verlassen, hören wir auf frei zu sein. (…) Elvis fühlte immer, dass frei und natürlich zu sein, der einzige Weg war. Er wusste das instinktiv, wenn es um seine Musik ging. Er sagte, dass er, als er anfing, zu Tode erschreckt war. Alles, was er wusste, war rauszugehen und er selbst zu sein; denk nicht, sing einfach, sei einfach du selbst, dass, wenn man darüber nachdenken würde, was man tut, es jede Spontaneität wegnehmen und ersticken würde.“


Nicht zuletzt zeigt sich die Wirkung von Elvis' Lesen in seiner Musik, vor allem in seinem inspiriertesten Gospel-Album „How great thou art“ (1967), für das er in der Gospel-Kategorie seinen insgesamt einzigen LP-Grammy bekam.

„Wir waren in seinem Zimmer im Albert Pike Motel und Elvis sagte zu mir, er würde nicht seinen Mund öffnen und singen, dass sein Gospel Album nicht bloß Rock'n'Roll-Musik wäre, auch kein weiteres banales Album wie seine Filmalben. Dieses Album ist Gottes Musik, die Tiefe und Bedeutung hat. Er erwähnte auch, dass man nie weiß, wer sich dieses Album anhören werde, und wenn nur eine Person es hört, bewegt, berührt ist und daraus etwas für sich mitnimmt, dann wäre es das wert. Er bat mich dann, die Lichter zu löschen, sodass wir ein Gebet sprechen und meditieren konnten. Da sagte er, dass er nicht aus seinem Stuhl aufstehen würde, bis sein Ego aus dem Weg wäre, bis er 'diese kleine innere Stimme' hörte. Etwa 12-15 Minuten später sagte Elvis leise: 'Okay. Ich bin fertig, lass uns gehen.'“

Und es war am 25.Mai 1966, am ersten Tag der Aufnahmen, als auch der Titelsong „How great thou art“ an der Reihe war. Dabei wuchs Elvis über sich hinaus. Wie man beispielsweise in der vielleicht besten großen Elvis-Biographie von Peter Guralnick nachlesen kann, schien dabei etwas Übernatürliches vor sich zu gehen. Guralnick zitiert hier den Elvis-Freund Jerry Schilling, der erzählt, dass es gewesen wäre, als hätte ein anderer Geist die Kontrolle übernommen, als Elvis ein musikalisches Crescendo aufbaute, das ihn sichtlich aufgewühlt zurückließ. Als wäre Elvis einfach ausgepumpt – er wurde weiß und verlor fast das Bewusstsein, als er aufhörte. Es wirkte wie etwas, das außerhalb der normalen Erfahrung geschehen ist. Für Elvis war wirklich etwas passiert.

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